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Kreuzbandriss: Nicht nur Sportler sind betroffen

Kreuzbandriss: Nicht nur Sportler sind betroffen

Er ist der Albtraum für jeden Leistungssportler: der Kreuzbandriss. Die Kreuzbandruptur, wie der Riss auch genannt wird, ist gleichzeitig eine sehr häufige Knieverletzung sowie auch eine, die den Betroffenen für eine lange Zeit außer Gefecht setzen kann. Wie lange das ist und wie lange die physiotherapeutische Rehabilitation anschließend dauern muss, das hängt von der Art und dem Ort des Risses ab. Unser 11880.com-Physio-Ratgeber nennt Ursachen, Behandlung und Heilungsdauer des Kreuzbandrisses.

Kreuzbandriss
© janulla - istockphotos.com

Was ist ein Kreuzbandriss?

Die Wahrscheinlichkeit für einen Kreuzbandriss steigt, wenn das Knie zu sehr verdreht oder gestreckt wird. Das vordere oder hintere Kreuzband im Kniegelenk reißt entweder teilweise oder ganz. Dieser Riss muss behandelt werden, da sich ansonsten eine Arthose im Knie bilden und eine Knieprothese vonnöten sein kann. Der Kreuzbandriss tritt vor allem bei hohen physischen Belastungen auf, weswegen vor allem Leistungssportler sehr gefährdet sind.

Kreuzbandriss vorne oder hinten

Die Kreuzbänder zählen zu den wichtigsten Bestandteilen der Knie. Es gibt ein vorderes und ein hinteres Kreuzband. Das vordere Kreuzband (bei dem der Riss wesentlich häufiger vorkommt) befindet sich zwischen Schienbein und Oberschenkelknochen und verläuft von vorn nach unten. Das hintere Kreuzband verläuft umgekehrt. Die Aufgabe der Kreuzbänder ist die Verbindung von Oberschenkel und Schienbeinknochen sowie die Stabilität in dieser Konstruktion. Bei einem Kreuzbandriss destabilisiert sich das Knie sowie auch die Verbindung der angrenzenden Knochenenden.

Die 4 Arten des gerissenen Kreuzbandes

Der Bereich und das Ausmaß der Verletzung haben einen wesentlichen Einfluss darauf, wie lange und mit welchen Methoden therapiert werden muss. Eine komplette Ruptur, meist am Oberschenkelteil des Kreuzbandes, führt zu einer Instabilität des Kniegelenks. Sind dagegen nur einige innere Fasern des Kreuzbandes betroffen, spricht man von einer Teilruptur. Solange keine vollständige Trennung des vorderen Kreuzbandes stattgefunden hat, ist eine Selbstheilung möglich. Schwieriger wird es, wenn der Kreuzband samt Knochenstück aus seiner Verankerung im Knochen gerissen wird. Kinder und Jugendliche sind aufgrund ihrer schwachen Knochenstruktur besonders häufig von dieser Art Verletzung betroffen. Hierfür wird eine operative Rekonstruktion nötig. Verletzungen am hinteren Kreuzband kommen wie bereits erwähnt nur selten vor, nämlich in etwa 7-10 % aller Fälle. Oftmals wird es nicht einmal erkannt, denn bei Verletzungen des hinteren Kreuzbandes kommt es seltener zu einem Gefühl der Instabilität. Die Folge können spätere Knieprobleme sein, die in vielen Fällen zu spät mit dem verstecken Kreuzbandriss in Verbindung gebracht werden.

Ursachen für Kreuzbandriss

Vorderes Kreuzband gerissen
© agmit - istockphotos.com

Unter normaler Beanspruchung reißt ein Kreuzband in der Regel nicht. Die Ursachen für einen Kreuzbandriss liegen meist bei zu hoher Belastung, etwa Überdehnung des Knies, bzw. Verdrehen des Knies. Dies geschieht durch eine abrupte Bremsbewegung beim gestreckten Knie, was zum Beispiel bei Unfällen, Fallen aus großer Höhe oder bei diversen Sportarten (insbesondere Kontaktsportarten) vorkommt. Ganz typisch ist der Kreuzbandriss zum Beispiel bei Fußballspielern, die dann in der Regel mindestens sechs Monate ausfallen. Neben starken physischen Einwirkungen von außen können aber auch plötzliche Richtungswechsel einen Kreuzbandriss begünstigen. Selbst das falsche Aufsetzen des Fußes kann die Ursache für einen Kreuzbandriss sein. Bei den Kreuzbandriss Ursachen muss zudem zwischen dem hinteren und dem vorderen Kreuzband unterschieden werden. Während Sport die Hauptursache für Verletzungen des vorderen Kreuzbandes ist und es oft zu Begleitverletzungen (z. B. am Meniskus) kommt, sind Kreuzbandrisse am hinteren Kreuzband sehr viel häufiger durch intensive Traumata zustande gekommen. Diese Traumata finden im besonderen Maße bei Verkehrsunfällen statt, wobei das Anpralltrauma direkt am gebeugten Kniegelenk des Unterschenkels entsteht.

Übrigens: Frauen sind häufiger vom Kreuzbandriss betroffen als Männer, da der Durchmesser des Kreuzbandes bei ihnen geringer ausfällt und somit weniger Kräfte auf das Kreuzband einwirken müssen, um es zum Reißen zu bringen.

Kreuzbandriss Symptome

Unmittelbar nach einer solchen Bewegung, bzw. auch nach einer physischen Einwirkung bemerkt der Betroffene den Kreuzbandriss in Form von Schmerzen, die von Patienten als sehr heftig bezeichnet werden. Ein knackendes Geräusch ist zu vernehmen und im Knie ist ein Gefühl von Zerreißen und Verschieben zu bemerken. Weitere Kreuzbandriss Symptome sind nach einigen Stunden das Anschwellen des Knies und ein Kniegelenkserguss.

Diagnose eines Kreuzbandrisses

Erfahrene Sportler oder Menschen, die schon einmal einen Kreuzbandriss hatten, erkennen die Ruptur bereits selbst an den beschriebenen Symptomen. Die Diagnose durch den Arzt erfolgt ansonsten durch Ansicht der Schwellung des Ergusses sowie das Feststellen der eingeschränkten Bewegungsfähigkeit im betroffenen Knie. Zudem hat der Arzt oder Physiotherapeut die Möglichkeit, durch den Schubladentest herauszufinden, ob sich Schienbein und Oberschenkelknochen zu weit gegeneinander verschieben lassen, um so den Kreuzbandriss festzustellen.

Außerdem sollten Sie sich auf folgende Fragen seitens des Arztes vorbereiten:

  • Wann und bei welcher Tätigkeit haben Sie sich verletzt?
  • Konnten Sie beim Eintritt der Verletzung ein Geräusch vernehmen?
  • Waren Sie imstande, sich danach normal fortzubewegen?
  • Wann bzw. bei welchen Bewegungen haben Sie Schmerzen?
  • Gab es bereits früher Probleme mit dem betroffenen Knie?

Auch eine MRT-Untersuchung kann zur exakten Diagnose erfolgen, denn nur so kann der Arzt feststellen, ob auch Verletzungen am Knochen und Knorpel, sogenannte Bone Bruises, stattgefunden haben. Besonders unglückliche Patienten haben Begleitverletzungen, die als Unhappy Triad bezeichnet werden: Hierbei ist neben dem Kreuzband auch das Seitenband gerissen und der Innenmeniskus weist Schädigungen auf.

Wie wird ein Kreuzbandriss behandelt?

Kreuzbandriss Behandlung
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Ist die Diagnose sicher, muss das betroffene Bein hochgelagert und das Kniegelenk gekühlt werden. Anschließend kann der Kreuzbandriss operativ oder auch konservativ behandelt werden. Der operative Weg sieht den Einsatz einer Kreuzbandplastik vor, die mit einer körpereigenen Sehne hergestellt wird und das Kreuzband wiederherstellt. Das hintere Kreuzband ist hierbei komplizierter in der Rekonstruktion. Die Physiotherapie zählt zu den konservativen Behandlungsmethoden und wendet zur Stabilisierung des betroffenen Knies vor allem Schmerz- und Kältetherapie an. Zur Abschwellung der akuten Verletzung bietet sich auch eine Lymphdrainage an.

Konservative Behandlung durch den Physiotherapeuten

Bei der konservativen Behandlung in einer Physiotherapie wird versucht, das Knie ohne operativen Eingriff auf natürlich Weise heilen zu lassen. Die Methode ist sehr anspruchsvoll, da das Kreuzband einen ganz wesentlichen Teil zur Kniestabilität beiträgt. Daher ist diese Methode nur durch gut ausgebildete, erfahrene Physiotherapeuten durchzuführen. Erst nachdem die entzündlichen Prozesse abgeschlossen und die Schwellungen abgeklungen sind, kann die Muskulatur durch eine Knie-Therapie gestärkt werden. Der Muskelaufbau im Bein spielt nämlich eine wichtige Rolle beim Heilungsprozess, denn die Muskeln müssen die verlorene Kreuzbandfunktion kompensieren. Hierzu werden gezielte Übungen der Ober- und Unterschenkelmuskulatur durchgeführt. Unter Umständen erhält der Patient auch eine Orthese (Knieschiene), welche ebenfalls zur Entlastung und Stabilisation des Knies dient. Je nach Schwere der Verletzung darf das Knie für sechs bis zwölf Wochen nicht im vollen Umfang belastet werden. In den meisten Fällen jedoch – und vor allem, wenn noch weitere Bänder in Mitleidenschaft gezogen wurden – wird der Kreuzbandriss operativ behandelt.

Für die konservative Therapie müssen folgende Punkte erfüllt werden:

  • Es darf nur eine Teilruptur bestehen, wobei 75 % des Kreuzbandes intakt sein müssen.
  • Begleitverletzungen müssen ausgeschlossen oder höchstens im geringen Maße vorhanden sein.
  • Bei einem knöchernden Ausriss darf das Kreuzband nicht verschoben sein, sondern an der Ausrissstelle anhaften.
  • Bei dem Patienten handelt es nicht um einen Risikopatienten wie aktive Kontaktsportler.

Rehabilitationsmaßnahmen

Doch auch bei einer operativen Behandlung ist der Kreuzbandriss nicht sofort überstanden. Es sind immer auch Rehabilitationsmaßnahmen vonnöten, die die Mobilität wiederherstellen und die Schmerzreduzierung gewährleisten sollen. Dazu werden innerhalb der Reha Koordinations- und Kraftübungen durchgeführt, um die Koordination der an den Bewegungen beteiligten Körperregionen wieder voll aufeinander abzustimmen und die Kreuzbänder langsam an normale Bewegungsabläufe zurückzuführen.

Wie lange schonen nach Kreuzbandriss?

Auch auf die Regenerationsphase hat dieser Aspekt Einfluss. Wie lange Sie sich nach einem Kreuzbandriss schonen müssen, hängt aber auch davon ab, wie die Operation verlaufen ist, bzw. wie die Physiotherapie verläuft und zu welchem Grad das Knie wieder belastet wird. Während „normale“ Arbeitnehmer sich bei einem Kreuzbandriss mehrere Wochen krankschreiben lassen müssen, müssen gerade Hochleistungssportler nach einem Kreuzbandriss sechs bis neun Monate pausieren, damit die Kreuzbänder den hohen Belastungen wieder standhalten können.



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