Inhaltsverzeichnis
- Was ist die Bobath-Therapie?
- Wer braucht eine Bobath-Therapie?
- Schädigungen des zentralen Nervensystems
- Wenn sich das Leben verändert
- Individuelle Bobath-Therapie, ganz individuell
- Zurück zur Normalität
- Ab wann Bobath-Therapie?
- Wer erarbeitet die Bobath-Therapie?
- Ziele & Methoden der Bobath-Therapie
- Bobath-Therapie für Kinder
Die Bobath-Therapie findet in der Physiotherapie vor allem bei Beschädigungen des Nervensystems Anwendung. Einen allgemeinen Standard oder eine bestimmte Gruppe von Übungen gibt es in der Bobath-Therapie in der Regel nicht, im Fokus stehen vielmehr alltagsbezogene und vor allem auf die individuellen Beschwerden der Patienten ausgerichtete Übungen. Die Bobath-Therapie ist nur durch speziell ausgebildete Physiotherapeuten oder auch Ergotherapeuten oder Logopäden durchzuführen, die in Kursen die Bobath-Therapie erlernt haben. Was alles dazugehört und was genau die Bobath-Therapie umfasst, erklärt Ihnen nachfolgend unser 11880.com-Physio-Ratgeber.
Was ist die Bobath-Therapie?
Nach einer Schädigung des Nervensystems bedarf es einer gewissen Übung, um die verlernten neurologischen Funktionen und Vernetzungen wiederherzustellen. Die Verbindungen zwischen Gehirn und Nervenzellen sind laut Bobath Konzept nämlich nicht komplett verloren und können durch wiederkehrende Bewegungsmuster erneut aktiviert werden. Auch die Bildung ganz neuer Nervenzellen soll hiermit möglich sein und das nicht nur bei Kindern, sondern bis ins hohe Erwachsenenalter.
Die Bobath-Therapie setzt hier an, allerdings lässt sich hierbei nicht, wie bei anderen Physiotherapien, ein festes Spektrum an Therapiemethoden festlegen. Es geht den Physiotherapeuten mehr darum, Übungen für den Patienten zu wählen, die ihm bei der Alltagsbewältigung helfen und die ihn auch 24 Stunden am Tag begleiten können.
Wer braucht eine Bobath-Therapie?
Das Bobath-Konzept versteht sich also als 24-Stunden-Konzept, das zwar keine feste Gruppe an Therapie-Übungen hat, dafür aber eine bestimmte Zielgruppe von Patienten:
- Schlaganfall
- neurologische Erkrankungen
- neuromuskuläre Beschwerden
- Multiple Sklerose
- Schädel-Hirn-Trauma
- Morbus Parkinson
- Hirnblutung
Schädigungen des zentralen Nervensystems
Ist das zentrale Nervensystem beeinträchtigt, können sich Fehler bei der Sinnesaufnahme und -Verarbeitung einstellen. Es wird zudem schwierig, die Muskulatur richtig zu kontrollieren und Kraft zu entwickeln. Insgesamt funktioniert bei einer Schädigung des ZNS die Kommunikation und Koordination zwischen Hirn, Nerven und Muskeln nicht mehr richtig oder gar nicht mehr. Dazu kommen Gleichgewichtsstörungen und Schwierigkeiten bei der Bewegung und der Haltung, geplantes Planen und Durchführen bestimmter Handlungen. Die Koordination ist somit für die Betroffenen schwierig.
Wenn sich das Leben verändert
Selbst ganz essenzielle und teilweise lebenswichtige Körperfunktionen wie Schlucken oder Essen können bei Schädigungen oder Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems betroffen sein. Patienten mit diesem Krankheitsbild haben zudem auch oft Schwierigkeiten mit dem Sprechen. Selbst das Gedächtnis kann beeinträchtigt und die Aufmerksamkeit gestört sein. Im Ergebnis ist die Teilnahme am Leben mitunter sehr erschwert und es können sich auch Persönlichkeitsänderungen einstellen.
Individuelle Bobath-Therapie, ganz individuell
Sie sehen, die Bobath-Therapie befasst sich mit ebenso schwerwiegenden Symptomen und Erkrankungen wie auch einem sehr weiten Spektrum an möglichen Beschwerden, die sehr tief greifend sein und auf den Patienten und sein Leben eminenten Einfluss nehmen können. Hier spielen neurologische Aspekte direkt eine Rolle für den physischen und auch psychischen Zustand des Menschen. Der Physiotherapeut oder Ergotherapeut muss den Patienten voll in den Mittelpunkt stellen.
Zurück zur Normalität
Aus diesem Mittelpunkt heraus will die Bobath-Therapie den Patienten durch individuelle Übungen, die mitunter über den ganzen Tag hinweg durchgeführt werden können, wieder zurück ins Leben holen, so gut dies eben möglich ist. Dabei berücksichtigt der Physiotherapeut das soziale Umfeld des Patienten, dessen Interessen sowie natürlich physische und psychische Voraussetzungen. Neben dem Ziel, einen eigenverantwortlichen Alltag zu gestalten, ist es zudem Ziel der Bobath-Therapie, Folgeschäden, zum Beispiel an den Gelenken, oder erhöhtes Schmerzaufkommen zu verhindern.
Ab wann Bobath-Therapie?
Sie ist praktische 24 Stunden allgegenwärtig, aber ab wann sollte man mit der Bobath-Therapie beginnen? Im Prinzip und am besten sofort nach dem eigentlichen Ereignis, also beispielsweise nach einem Schlaganfall, bzw. direkt nach einer Diagnose. Die Betreuung durch qualifizierte und geschulte Bobath-Betreuer sollte so schnell wie möglich beginnen, damit das Konzept eben schnellstmöglich aufgestellt und somit dann auch durchgeführt werden kann. Auch Angehörige werden miteinbezogen, insbesondere dann, wenn sie aktiv an der Pflege des Patienten beteiligt sind. Mittlerweile gibt es dafür auch spezielle Kurse für Angehörige, in denen das Bobath Konzept und die Behandlung näher erläutert werden. Trotzdem soll die Behandlung natürlich vor allem darauf abzielen, die Betroffenen möglichst schnell wieder selbstständig und fit für den Alltag zu machen.
Wer erarbeitet die Bobath-Therapie?
Auf Basis von Befunden und Anamnese sowie den individuellen Fähigkeiten des Patienten wird dann eine Gruppe von Fachkräften Disziplinen übergreifend an der Entstehung der individuellen Bobath-Therapie mitarbeiten. Das kann schon beim behandelnden Arzt in einem Krankenhaus oder beim Hausarzt beginnen, geht weiter mit Ergotherapeuten, Logopäden und/oder natürlich Physiotherapeuten. Die Bobath-Therapie erfolgt dann in ständiger aktiver Beziehung zwischen Patient und Therapeut, mit dem Ziel, die Eigeninitiative des Patienten so schnell und gut wie möglich wiederherzustellen, soweit die persönlichen körperlichen und psychischen Voraussetzungen dies eben zulassen.
Ziele & Methoden der Bobath-Therapie
Das Konzept ist in erster Linie ganz klar festgelegt: Bewegungsmuster- und fähigkeiten sollen wieder erlernt werden. Dazu gehören sämtliche Beeinträchtigungen der Motorik und der Sinnes- bzw. Körperwahrnehmung. Der Grundspannungszustand der Muskeln soll zudem wieder hergestellt und die Kraftentwicklung gefördert werden. Etwaige geistige Beeinträchtigungen, wie z. B. Gedächtnisstörungen, sollen ebenfalls verbessert werden.
Einige Behandlungsmethoden kommen besonders häufig bei der Bobath-Therapie zum Einsatz, wie etwa die sogenannte Fazilitation, bei der motorische Handlungen und Bewegungen mithilfe des Therapeuten angebahnt werden. Eine andere Therapiemethode ist die Bobath-Waschung, die darauf abzielt, dass die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein über den Körper gesteigert werden. Dazu übt der Physiotherapeut beim Waschen leichten Druck auf die jeweilige Extremität aus. Zusätzliche Wippbewegungen und Erklärungen helfen dem Patienten dabei, sich seines Körpers bewusst zu werden.
Alle Bobath Methoden haben gemeinsam, dass sie langsam und mit Bedacht durchgeführt werden. Hektik und Ablenkung haben bei der Bobath-Therapie nichts verloren, weshalb die Behandlung in einer ruhigen Atmosphäre stattfindet. Neben dem Patienten, ist also auch die Umgebung ein wichtiger Aspekt. Selbst das Krankenzimmer kann ganz auf die Behandlung ausgerichtet sein, indem beispielsweise der Nachttisch an der Seite des Bettes steht, die von dem Patienten aufgrund beeinträchtigter Körperfunktionen schlechter zu erreichen ist. Dadurch wird er gezwungen seinen Körper auf eine Weise zu benutzen, die für ihn zunächst schwieriger ist. Das ist aber wichtig für den Behandlungserfolg: Die Bobath-Therapie muss kontinuierlich – auch im Alltag – erfolgen. Nur auf diese Weise können alltägliche Bewegungsmuster erlernt werden.
Bobath-Therapie für Kinder
Nicht nur infolge von Krankheit und Verletzungen, auch angeborene Störungen des zentralen Nervensystems könnten mit der Bobath-Therapie behandelt werden. Insbesondere Kinder, die bereits früh Koordinationsstörungen und/oder Verzögerungen in der Entwicklung aufzeigen, sind geeignete Patienten für Bobath Behandlungen. Darunter fallen nicht nur gezielte Berührungen und Anregungen zur eigenständigen Bewegung (z. B. Krabbeln), sondern auch visuelle und auditive Reize. Wie schon bei Erwachsenen, stehen auch für das zu behandelnde Kind die alltäglichen Situationen im Vordergrund.
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